- Martin Freisinger
- 24. Januar 2025
- PK26700
Licht ist Leben! Für Pflanzen ist Licht der wichtigste Lebensfaktor. Sogar Wasser rückt da auf den 2. Platz. Denn auf das Lichtangebot kann weder die Pflanze noch der Gärtner Einfluss nehmen. Die Pflanze kann nicht in den Schatten flüchten und sie kann kein Leselicht anknipsen.
Dieser Beitrag aus der Reihe „Basiswissen für den Garten“ stellt dir eine wirklich praktische und durchdachte Methode vor, um die Lichtverhältnisse in deinem Garten zu beurteilen. Wie viel Sonne bekommt dein Garten? Wie schattig ist es in deinem Garten wirklich?
Du lernst über die Abstufungen von Sonne zu Schatten und wie du diese richtig unterscheidest. Zum Schluss wirst du die Lichtangaben in den Pflanzenbeschreibungen mühelos anwenden und die typischen Irrtümer bei der Standortwahl vermeiden können. Setze nie wieder eine Pflanze an den falschen Platz!
Inhalt

Ob du einen Platz für eine Pflanze suchst oder eine Pflanze für einen Gartenplatz: Lichtverhältnisse und Ansprüche sollten so gut wie möglich zueinander passen. Nur so wächst und blüht die Pflanze kräftig und gesund! Die richtige Menge Licht entscheidet über die Energieversorgung der Pflanze und verhindert Verbrennungen am Laubs. Außerdem beeinflusst der Grad der Besonnung die Feuchtigkeit an der jeweiligen Stelle.
Für Pflanzen ist Licht der wichtigste Lebensfaktor. Sogar Wasser rückt da auf den 2. Platz. Wenn du die Abstufungen von Sonne zu Schatten und richtig erkennst, dann kannst du Fehler bei der Standortwahl vermeiden.

Welche Lichtverhältnisse unterscheiden wir auf Pflanzkompass?
Im Gartenbau werden of unklare Ausdrücke wie „halbschattig“ und „absonnig“ verwendet, ohne zu erklären, was wirklich gemeint ist. Gibt es überhaupt „halben Schatten“? Wenn „absonnig“ eine Stelle abseits der Sonne bezeichnet, warum sagt man dann nicht einfach „schattig“?
Der Übergang von Sonne zu Schatten verläuft in Abstufungen und hat einige Varianten. Darum haben wir auf Pflanzkompass ein System entwickelt, das diese Unterschiede einfach erkennen lässt und ihnen verständliche Bezeichnungen gibt. Diese Bezeichnungen findest du im Shop-Filter und in allen Pflanzenbeschreibungen genau so wieder. Es sind insgesamt 6 Stufen – 3 davon bezeichnen besonnte und 3 nicht besonnte, also schattige Bereiche.
Die 6 Lichtverhältnisse auf Pflanzkompass

(1) sonnig
Sonnenlicht fällt ganztägig direkt auf die Pflanze – kompromisslos! z. B.:
- die freie Wiese
- ein freiliegendes Beet, ohne Hecken, Bäume oder Gebäude rundherum

(2) überwiegend sonnig
Schlagschatten tritt zwar stundenweise auf, aber die meiste Zeit fällt Sonnenlicht direkt ein, besonders am Mittag.
- ein Gehölz, ein Rankgerüst oder ein Bauwerk wirft am Morgen oder Abend ein paar Stunden Schatten
- ein Beet liegt entlang einer Hecke oder Mauer, die ein paar Stunden Schatten werfen

(3) Morgen-, Abendsonne
Bäume, Sträucher oder Gebäude schirmen die heiße Mittagssonne ab, besonders im Sommer. Im Sommer gilt die Morgensonne bis spätestens 10:00 Uhr.
- unter kleinen Bäumen, wo die Morgen- oder Abendsonne flach einfällt
- an der Nord-, Ost- oder West-Seite von Gebäuden, wo Morgen- oder Abendsonne hinfällt, aber die Mittagssonne abgehalten wird

(4) heller Schatten
Sonnenlicht fällt niemals direkt ein, aber der Platz bekommt sehr viel Streulicht oder gefiltertes Sonnenlicht.
- im Schatten eines einzelnen Baums oder Strauchs
- unter Bäumen mit feinem Laub und lichtdurchlässiger Krone (s. unten „dappled shade“, gefiltertes Licht)
- ein Gebäude (Mauer, Haus, etc.) wirft einen ganztägigen Schatten, aber rundherum ist offene, gut besonnte Freifläche. Auch nach oben hin stört keine Baumkrone und keine Überdachung

(5) Schatten
Damit sind durchschnittlich schattige Bedingungen ohne besondere Extreme gemeint. Wenn weder „heller“ noch „tiefer“ Schatten zutrifft, dann liegt einfach nur normaler Schatten vor.
- im Schatten von mehreren Bäumen, Sträuchern oder Gebäuden
- moderat geschlossene Situationen
- es fällt wenig Streulicht von besonnten Nachbarflächen ein

(6) tiefer Schatten
Tiefer Schatten entsteht, wenn Pflanzen oder Gebäude gleichzeitig Schatten werfen und komplett gegen Streulicht abschirmen. Der Wald ist das bekannteste Beispiel. Innenhof-Situationen sind auch sehr verbreitet. Auch unterhalb einer sehr dichten Vegetation kann tiefer Schatten herrschen, z. B. unter dem großen Laub einer Funkie (Hosta).
- sehr dichte Bäume beschatten eine Fläche
- Hohe Häuserschluchten, tiefe dunkle Gassen, dunkle Innenhöfe
- kombinierter Schatten aus vielen, dichten und hohen Bäumen oder Gebäuden
So bestimmst du die Lichtverhältnisse
Licht zu verstehen ist ganz einfach, wenn du die folgenden Fragen beantwortest. Die Zahlen in Klammern bezeichnen die Lichtsituationen wie oben vorgestellt.
Im ersten Schritt fragst du dich:
Bekommt die Stelle jemals direkte, ungefilterte Sonne?
Wenn ja, geht es gleich hier weiter – wenn nicht, dann im nächsten Frageblock weiter unten.
Wie lange herrscht Sonne?
Wann fällt der Schatten?
Nur Morgen- und Abendsonne
Wenn die Sonne niemals direkt auf eine Fläche trifft, dann unterscheidest du zwischen den folgenden 3 Schatten-Stufen:
Bekommt der Schatten viel Licht?
Die Fläche ist umringt von Bäumen oder Bauwerken
Keines von beiden trifft zu
Arten von Schatten
Schlagschatten
Das ist der klassische „Sonnenschirm-Effekt“: Ein undurchsichtiges Objekt blockiert den direkten Lichteinfall und wirft ein „Schattenbild“ (z. B. ein einzeln stehender Baum, oder eben ein Sonnenschirm). Das dabei entstehende „Schattenbild“ wandert abhängig von der Position der Lichtquelle, also der Sonne.
Das Gegenstück wäre eine generell dunkle Umgebung, deren geringe Ausleuchtung nicht durch ein bestimmtes Objekt verursacht wird. Es ist einfach nur „dunkel“, weil von nirgendwoher Licht einfallen kann.
Gefiltertes Licht ("dappled shade")
Viele Bäume haben feines, kleines Laub, das eine halb-durchlässige Barriere bildet. Der Lichteffekt wird im Englischen als „dappled shade“ („fleckiger Schatten“) bezeichnet, wenn Sonnenlicht stellenweise direkt durch das Laub hindurch fällt. Dadurch entsteht ein Fleckenteppich aus kleinen Licht- und Schattenbereichen.
Betrachte jeden Baum genau: handelt es sich um einen großlaubigen und sehr dichtkronigen Baum (Ahorn, Platane, Rosskastanie, alte Buchen), oder um einen lichtkronigen oder kleinblättrigen Baum (Gleditisia, Robinia, alte Eichen, etc.)?
Wandernder Schatten
Schlagschatten bleibt nicht an einer Stelle, sondern wandert mit der Sonne. Jeder, der schon mal unter einem Sonnenschirm eingeschlafen ist, versteht, wie wichtig das ist. Denn wenn man sich unverhofft in der prallen Sonne wiederfindet, kann es schmerzhaft werden. Gleiches gilt für Pflanzen. Eine Schattenpflanze könnte am Morgen im Schatten stehen, aber ein paar Stunden später in der Mittagssonne verbrennen, weil der geliebte Schatten nun auf einen anderen Teil des Gartens fällt.




Verschiedene Arten von Schatten können in beliebiger Kombination auftreten! z. B. ein einzeln stehender lichtkroniger Baum kann einen „fleckigen“ Schatten werfen, der natürlich im Tagesverlauf herumwandert.
Was beeinflusst das Sonnenlicht?
Baumbelaubung
Sobald Bäume im Frühling ihre Blätter ausbilden, wird es dunkel im Wald. Ein ähnlicher Effekt vollzieht sich unter jedem Gartenbaum: eine Stelle, die uns noch im März hell und licht erschien, wird plötzlich in den Schatten getaucht. Direkt unter Bäumen erwartet man das ja, aber bedenke, dass der Baumschatten wandert und auch entlegenere Flächen beeinflussen kann. Dazu im nächsten Punkt mehr.
Sonnenhöhe und Schattenwurf
Im Sommer steht die Sonne höher, das wissen wir alle. Aber welche Auswirkung hat das auf den Garten?
Im Hochsommer kann Sonne an Stellen gelangen, wo im Frühling oder im Herbst Schatten herrscht, z.B. „hinter“ einem Baum (aus der Sicht der Sonne).
Oder es fallen Gartenbereiche plötzlich in den Schatten, wo im Frühling noch Sonne war, nämlich direkt unterhalb eines Baums, weil die Sonne nun fast vertikal drauf scheint. Beobachte darum, wie der Schatten in deinem Garten wandert! Im Frühling setzt man eine Pflanze vermeintlich ins Licht, doch ein paar Monate später steht sie im Schatten!
Sonnenintensität
Wer gesunde Bräune möchte, beginnt schon im Frühling schrittweise mit dem Sonnenbaden. Denn die Frühlingssonne hat noch viel weniger Kraft und ihre Strahlung ist verträglicher.
Viele Schattenstauden würden glücklich im vollen Sonnenlicht wachsen, wenn dieses immer nur so stark wäre wie im April. Doch dann kommt der Sommer und die Sonne wird gnadenlos! Sonnenempfindliche Pflanzen positioniert man darum dort, wo im Sommer Schatten fällt oder höchstenfalls Morgen- und Abendsonne.
Licht im Tagesverlauf: Morgen-, Mittags- und Abendsonne
Es ist wichtig, aber auch recht einfach, diese Dynamik zu berücksichtigen. Mit etwas Übung kann man den täglichen Schattenverlauf abschätzen, z.B. anhand der Baumgröße und der Himmelsrichtung. Die sicherste Methode ist die Beobachtung des Schattens an einem sonnigen Tag, wenn der Schatten gut sichtbar ist.

Ein Baumschatten ändert seine Position (und seine Länge) sehr stark – abhängig von der Tages- und Jahreszeit

Wenn der Schein trügt:
Menschliche Wahrnehmung und Irrtümer
Bei der Einschätzung des Lichts einer Gartenstelle können uns unsere menschlichen Sinne trügen. Um das zu vermeiden, habe ich den einfachen Bestimmungsschlüssel (s. oben) entwickelt. Hilfreich und interessant ist außerdem zu verstehen, warum uns die Intuition täuschen kann.
Teil 1 - Schattenplätze erscheinen heller als sie sind: der fehlende Vergleich.
Stell dir vor, du befindest dich in einem Innenhof ohne direkten Sonneneinfall. Dein Auge gewöhnt sich im Nu an die Lichtverhältnisse und dir erscheint der Hof doch recht hell. – Irrtum!
Inmitten einer Baumgruppe herrscht eine ähnliche Situation wie in einem rundum geschlossenen Hof. Auch in Räumen tritt dieser Effekt auf. Hier noch ein Beispiel anhand von Zimmerpflanzen.
In einem Zimmer gibt es fast keine wirklich „hellen“ Plätze. Was uns Menschen „hell“ erscheint, ist tatsächlich viel dunkler als z. B. der Schatten unter einem Sonnenschirm im Garten. Ein Raum erscheint uns hell, weil unser Auge (bzw. Gehirn) sich anpasst und uns die Illusion von „hell“ bereitet.
Warum also ist es im Raum eigentlich nicht hell, aber unter dem Sonnenschirm schon? Weil es im Raum fast kein Streulicht gibt. Unter dem Sonnenschirm fällt von allen Seiten sehr viel Streulicht ein. Das ist Licht, das von allen Dingen reflektiert wird und wie „Querschläger“-Kugeln herum gestreut wird. Räume haben meistens Wände mit wenigen Fenstern. Durch den kleinen Fensterquerschnitt gelangt nur wenig Licht hindurch. Von allen anderen Seiten fehlt jegliches Streulicht.
Wegen des mangelnden Streulichts haben wir es in Räumen sehr oft mit 2 Extremen zu tun: entweder es ist sehr dunkel (zu dunkel für die meisten Pflanzen!) oder die direkte Sonne fällt auf die Fensterbank. Zwischenstufen sind kaum vorhanden! Viele Zimmerpflanzen vertragen die direkte, volle Sonne gar nicht gut. Das Laub wird gelblich oder kann sogar verbrennen. Rückt man sie weg vom direkten Sonneneinfall, geraten sie sofort in eine dunkle Zone, einseitig oder sehr schwach beleuchtet.
Teil 2 - Schattenplätze erscheinen dunkler als sie sind: das "Kontrast-Problem"
An einem sonnigen Tag wirkt der Schatten unter einem Sonnenschirm sehr dunkel, weil der Kontrast zu den besonnten Flächen rundherum sehr stark ist. Trotzdem kann man darunter einen Sonnenbrand bekommen. So viel Kraft hat Streulicht!!
Was wie „tiefer Schatten“ wirkt, ist tatsächlich „heller Schatten“!
Bei wolkig-bedecktem Wetter verlieren sich solche Schlagschatten-Kontraste. Plätze im Schlagschatten erscheinen mitunter so „hell“ wie die umliegend Freifläche, obwohl sie tatsächlich viel weniger Licht bekommen.
Tiefer Schatten: Ein Beet im Baumschatten im abgeschirmten Innenhof

In Räumen zeigt sich sehr gut, dass Lichtverhältnisse ohne Übergänge wechseln können.


Andere Faktoren für die Lichtverträglichkeit von Pflanzen
Im Garten sind alle Lebensbedingungen miteinander verflochten. Das gilt auch für Licht und Sonne.
Manche Pflanzen vertragen viel mehr Sonne, wenn sie genug Feuchtigkeit im Boden vorfinden. Sonne verursacht nicht nur Strahlung auf das Blatt, sondern ihre Wärme trocknet auch aus! Selbst wenn eine Pflanze durch direktes Sonnenlicht keine Verbrennungen davonträgt, kann es sein, dass die starke Erwärmung sehr hohe Verdunstung verursacht. Einige Pflanzen kommen damit besser zurecht als andere. Vertraue darum auf die Angaben in der Pflanzenbeschreibung.
Kühles Klima wirkt der Austrocknung entgegen! Ein gutes Beispiel sind Alpenpflanzen, die in ihrer hoch gelegenen Heimat zwar starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, dies aber in generell kühleren, feuchteren Bedingungen geschieht. In den Niederungen ist es ihnen zu heiß. Der einzige Kompromiss: eine mäßige Beschattung während der Mittagszeit.
Das Fazit daraus: Hitze und Besonnung sind nicht unbedingt das Gleiche. Ob sich ein Platz besonders aufheizt, hängt von einigen Faktoren ab. Konstante Wasserversorgung des Bodens erlaubt konstante Verdunstung und damit Abkühlung. In der Nähe von Steinen, Beton oder Asphalt kann sich das Mikroklima rund um eine Pflanze stark aufheizen.
Besonders in Städten und entlang von moderner Architektur kommt es manchmal zu Sonnenbrand durch Reflexion von Glasfassaden. Sogar sonnenliebende Pflanzen können Schaden nehmen, wenn sie so von „mehreren Sonnen“ angestrahlt werden. Dieser Effekt ist kaum vorherzusagen, hängt er doch vom exakten Einfalls- und Reflexionswinkel des Lichts ab.

Verwende die Anleitung zum Bestimmen der Lichtsituation (s. oben). Dieselben Stufen findest du im Pflanzen-Filter im Shop und bei jeder Pflanzenbeschreibung.
FAQ zu Licht und Schatten
Sind Licht und Sonne dasselbe?
Nein. Mit „Sonne“ ist der direkte Einfall der Sonnenstrahlung auf die Pflanze gemeint, ohne Unterbrechung oder Filterung. Es gibt dagegen Stellen im Garten, die viel Licht erhalten, ohne aber dem direkten Sonnenschein ausgesetzt zu sein. Dieses Licht ist reflektiertes Licht, sogenanntes Streulicht.
Was ist das Problem mit dem Begriff "Halbschatten"?
Das Wort „Halbschatten“ wird auf viele Arten verstanden und ist nicht aussagekräftig. Manchmal wird es als „stundenweise besonnt“ verstanden, dann wieder als „hell-schattig“. Außerdem wird es mit „absonnig“ verwechselt.
Was ist das Problem mit dem Begriff "absonnig"?
Noch mehr Verwirrung als „halbschattig“ stiftet das Wort „absonnig“. Es wird ganz unterschiedlich interpretiert und ist darum gar nicht nützlich. Meistens meint man damit einen recht hellen Platz, der aber keine direkte Sonne bekommt.
Was ist der Unterschied zwischen "sonnig", "voll-sonnig", "direkte" und "pralle" Sonne?
Ich meine, es sollte keinen geben! Darum beutet bei Pflanzkompass „sonnig“ wirklich nur 100% direkte Sonne, den ganzen Tag.
