- Martin
- 15. August 2024
- PK20711
Inhalt
Warum schneidet man Stauden zurück?
Zusammenfassung:
Wann ist die beste Zeit zum Stauden Schneiden?
- Frühjahrsschnitt hat die meisten Vorteile
- Schneiden im Herbst „räumt den Garten auf“, ist aber nicht nötig.
- Winterzierde und Nutzen für die Natur sind sehr wichtig
Welche Stauden dürfen nicht geschnitten werden?
Zahlreiche Stauden sind empfindlich gegenüber Schnitt:
- Immergrüne Stauden, darunter auch Gräser und Seggen
- Kleinsträucher und Halbsträucher
- Polsterpflanzen
Was muss ich noch über den Staudenschnitt wissen?
- Wo du die Schere ansetzt
- Welche Arten von Stauden es gibt und wie man sie schneidet
- Welche Stauden besonders nützlich für die Tierwelt sind
Ist der Staudenschnitt im Herbst notwendig?
Nein, es ist nicht nötig, Stauden schon im Herbst zurückzuschneiden, aber in vielen Fällen gut möglich. Für die „echte Staude“ macht es keinen Unterschied – sie profitiert weder vom Schnitt, noch vom Stehenlassen. Das liegt daran, dass oberirdische Pflanzenteile von echten Stauden im Herbst ohnehin absterben. Die mehrjährigen Teile der Pflanze überwintern im Boden. Im Frühling wächst die Pflanze aus diesen mehrjährigen Teilen weiter.
Du fragst dich nun sicher, ob es auch „unechte“ Stauden gibt und was für sie gilt? Mit diesem sehr vereinfachten Begriff meine ich z.B. immergrüne Stauden oder sogenannte Halb- und Zwergsträucher. Sie dürfen im Herbst nicht geschnitten werden! Mehr dazu weiter unten.
Wann ist der beste Zeitpunkt für den Staudenrückschnitt?
Der beste Zeitpunkt für den endgültigen Rückschnitt von Stauden ist im Frühling ab ca. Anfang April. Zu dieser Jahreszeit erkennst du schon die ersten grünen Sprosse und siehst, wo Frühlingszwiebel andere Frühlingsboten wachsen. Altes Pflanzenmaterial würde nun nur stören.
Im Laufe des Winters wirst du feststellen, dass vieles, was im Herbst noch fest war, mit der Zeit umfällt. Solches Pflanzenmaterial entferne ich schon früher, meistens in mehreren Durchgängen über den Winter hinweg. Ich finde das eine gute Gelegenheit, an die frische Luft zu kommen, und die Arbeit teilt sich so bequem auf mehrere Male auf.
Wirklich schade wäre es, schon im Herbst alle Stauden zurückzuschneiden. Selbst nachdem die Herbstfärbung vergangen ist, bieten Stauden viele dekorative Reize und wichtigen Nutzen für die Natur.
Warum man Stauden nicht im Herbst zurückschneiden sollte
Argument Nr. 1:
Denk immer daran: je artenreicher dein Garten, umso ausgeglichener ist das Zusammenspiel! Vielfalt führt zu Gleichgewicht und kann den Befall von Schaderregern erfolgreich eindämmen.
Argument Nr. 2:
Welche Stauden schneidet man auf jeden Fall schon im Herbst?
Diese Frage hat mich sehr ins Nachdenken gebracht. Gibt es überhaupt eine Staude, die im Herbst zurückgeschnitten werden MUSS? Ich behaupte, nein. Schneide ich bestimmte Stauden trotzdem und empfehle das auch? Ja, aber dabei handelt es sich um Spitzfindigkeiten und Vorlieben, die gar nicht so wichtig sind. Trotzdem möchte ich sie mit euch teilen.
Chrysanthemen
Ich scheide Gartenchrysanthemen immer gleich nach der Blüte, weil die langen Triebe unter der Schneelast umfallen und dies die eher schwach bewurzelten Chrysanthemen aus dem Boden „aushebeln“ kann.
Chinaschilf
Chinaschilf (Miscanthus) schneide ich, weil ich später im Winter bestimmt den Moment versäume, wenn es sein Laub abwirft. Dadurch gehen zwar schöne Reif-Effekte an den Blütenähren verloren, aber das nehme ich in Kauf. Denn Chinaschilf-Laub nach einem Sturm einzusammeln ist eine wirklich lästige Arbeit.
Funkien (Hosta)
Wenn wir schon von Geschmack reden...
Manche Pflanzen gefallen mir einfach gar nicht in ihrer vertrocknenten winterlichen Form. Das sind nur wenige und darum gehe ich hier einen Kompromiss ein. Bilde dir aber bitte deine eigene Meinung – über Geschmack soll man nicht streiten!
Vereinzelte Pflanzen, die komplett um- und zerfallen, entferne ich auch bis zum Boden. Das sind ausgesprochen wenige und kaum der Rede wert.
Kurz gesagt: 95% meiner Stauden bleiben im Herbst stehen.
Wie tief schneidet man Stauden im Herbst zurück?
In den meisten Fällen können die oberirdische Teile der Pflanze komplett entfernt werden. Man schneidet diese ein paar Zentimeter über dem Boden ab (siehe links im Vergleich).
Die Ausnahme von dieser Regel sind alle Stauden, die an der Basis (direkt am Boden) grüne Überwinterungstriebe und Laub haben. Sie sind sehr einfach zu erkennen: Ist dort etwas Grünes, dann das bitte nicht wegschneiden! Die Stiele von der Sommerblüte entfernt man, ohne die grünen Überwinterungstriebe zu verletzen (siehe rechts im Vergleich)
Welche Stauden darf man im Herbst keinesfalls zurückschneiden?
Immergrüne Stauden
Keinesfalls zurückschneiden sollte man im Herbst solche Stauden, die als Ganze grün überwintern. Zu diesen immergrünen Stauden zählen auch die zahlreichen immergrüne Gräser und Seggen, sowie einige Farne. Immergrüne Stauden leiden unter einem Schnitt meist sehr stark! Lies auch den speziellen Betrag zum Gräserschnitt.
Halbsträucher und Zwergsträucher
Wie die Namen schon sagen, handelt es sich bei diesen Pflanzen eigentlich nicht um Stauden. Trotzdem werden sie im Garten oft als solche behandelt. Zum Lavendelschnitt gibt es einen ausführlichen Beitrag. Andere Kleinsträucher sind ihm recht ähnlich. Im Herbst gilt jedenfalls für alle: Finger (Schere) weg!
Polsterstauden und Bodendecker-Stauden
Polsterstauden und sehr flach wachsende bedürfen normalerweise keines Herbstschnitts. In den meisten Fällen wüsste man auch gar nicht, was man wegschneiden könnte. Außerdem wäre so ein Eingriff überwiegend schädlich.
Stauden mit bodennahem Laubschopf
Welche Stauden helfen Insekten beim Überwintern?
Grundsätzlich kann alles Pflanzenmaterial, das in den Beeten bleibt, Nutzen für die Tierwelt bieten. Das gilt nicht nur für Insekten, sondern auch für Igel, Vögel, Amphibien und Reptilien
Starke Stiele und Stängel, die hohl oder mit Mark gefüllt sind (Wiesenrauten, Acanthus-Blütenstiele, Kompasspflanze, Rudbeckia usw. werden gern von Bienen und anderen Insekten für den Nestbau genützt.
An breiteren, dickeren Stielen oder festeren Blättern bauen Gottesanbeterinnen gern ihre Schaumnester.
Ein nachdrücklicher Appell
Es ist natürlich toll, wenn Gartenstauden im Winter als Insektenlebensraum belassen werden. Bitte bedenke aber auch, dass Insekten im Frühling zu ihren naturgegebenen Zeiten schlüpfen und nicht gerade dann, wenn der Gärtner aus dem Winterschlaf erwacht. Schneidest du nämlich zu früh alles ab (z.B. schon Anfang März) und quetschst es in den Komposter, wird der positive Effekt auf das Insektenleben zunichtegemacht!
Vermeidet bitte, Haufen zu bilden, denn diese verdichten sich und beginnen sich zu zersetzen. Schnittgut keinesfalls häckseln!!
Noch eine Daumenregel: Je kräftiger und stabiler die Stiele, umso länger lasse sie stehen!
Mythen rund um den Herbstschnitt
Herbstschnitt ist wichtig und notwendig
Nein, Herbstschnitt ist nicht wichtig und nicht erforderlich. Weder müssen Stauden im Herbst geschnitten werden, noch ist der jährlich Rückschnitt überhaupt notwendig für die Pflanzenpflege.
Ein Schnitt im Herbst verlängert die Lebensdauer
Auch kurzlebige Pflanzen wie manche Stockrosen und Kokardenblumen profitieren nicht vom Schnitt im Herbst. Im Gegenteil: die halb-wintergrünen Kokardenblumen vertragen es gar nicht, wenn man in den Horst hineinschneidet.
Altes "Pflanzenmaterial" fault im Winter und schadet den Pflanzen
(Das setzt natürlich voraus, dass deine Pflanze am passenden Standort stehen!)